Wir sind alle Zeugen unserer Zeit.
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Ganz banal ausgedrückt: Wer sind wir, woher kommen wir – und vor allem – wohin gehen wir? Was sind die Themen unserer Zeit, die wir bewältigen müssen? Wie kann Kunst dazu beitragen, Diskussion anzuregen und unsere positive Entwicklung als Gesellschaft zu fördern? Was verbindet uns, und was trennt uns? Wie schaffen wir einen Paradigmenwechsel?
Diese Werkserie ist den harten Themen unserer Zeit gewidmet und ist Spiegel und zugleich Dokumentation. Da einige unserer Probleme global und kollektiv sind, repräsentieren sieben wiederkehrende Formen, die “Augenzeugen”, die Menschheit.
Sie legen Zeugnis ab über Problematiken wie Klimawandel, Gewalt und erzwungene Migration und unseren Wissensstand, überdauern durch die Materialwahl Keramik Jahrtausende und verbinden das Jetzt mit nachfolgenden Generationen (und Archäologen). Zitate, Grafiken und Tabellen aus den aktuellen Unterlagen des IPCC sowie Zeitungsberichte und Funde aus Online-Recherchen zitieren Fakten und Daten.
Wie geht unsere Gesellschaft, wie gehen wir als Menschen mit marginalisierten Menschen um, mit Randgruppen? Im öffentlichen Raum geschehen unendlich viele Geschichten gleichzeitig, wir sind Zeuge so vieler Schicksale, wenn wir hinsehen. Jeder Mensch dem man, wenn auch nur im Vorübergehen, begegnet, trägt seine Geschichte mit sich – sind wir neugierig, sie zu erfahren, oder machen wir uns im Geist unser eigenes Bild? Fällen wir ein Urteil? Sind wir darauf trainiert, Marginalität zu schaffen, sogar, wenn sie gar nicht existiert? Wie verändert unsere Wahrnehmung die Realität des Momentes?
Formal war ich seit Beginn der Serie 2010 daran interessiert, die Monochromie in der Malerei zu untersuchen. Abgesehen davon reizt es mich, mit einer Technik eine andere Disziplin zu imitieren und so die Grenzen verschwinden zu lassen.
Haben wir es nicht selbst erlebt, können wir uns kaum vorstellen was es heißt, in die totale Ungewissheit aufzubrechen, nur mit einem unsicheren Traum vor Augen.
Alles Bekannte zurückzulassen, vielleicht für immer, größte Gefahren auf sich zu nehmen, für ein idealisiertes Leben in Europa, das es so nach der Ankunft vielleicht nicht geben wird. Eine Flucht ist keine Reise. Wir, die wir in diesem Traum leben, was macht es mit uns, Menschenwogen an unseren Grenzen zerschellen zu sehen? Menschenströme durch unsere Städte, Länder ziehen zu sehen? Wie gehen wir als Gesellschaft mit jenen um, die bleiben?
Auf die Frage danach, wie die Lebensumstände dieser Menschen vor, während und nach ihrer Flucht sind, gibt es nicht nur eine Antwort: auch der größte Strom besteht aus Wassertropfen, ein Menschenstrom aus Einzelschicksalen.
Der französische Fotograf Le Monsieur Flash wollte sich nicht auf Nachrichten und Berichte verlassen und verbrachte 2016 zehn Tage im Dschungel von Calais, damals Frankreichs verslumtestes Flüchtlingslager, um sich selbst ein Bild zu machen. Die dort lebenden rund 10.000 Menschen strandeten auf ihrem Weg nach England an Europa‘s Last Border.
Das Lager wurde während Le Monsieur Flash‘s Anwesenheit gewaltsam aufgelöst, mitten im Winter.
In einer ersten künstlerischen Kollaboration setzen wir den Menschen des Dschungels von Calais ein dauerhaftes Zeichen und huldigen all jenen, die auf der Flucht waren, sind oder es noch sein werden.
Die interdisziplinäre Installation THE LAST BORDER zeichnet Einzelschicksale nach und lässt im Ansatz die Umstände der Zeltstadt im „Dschungel von Calais“ fühlbar werden.